Seit Wochen sind die Kitas geschlossen. Der jüngst von Bund und Ländern gefasste Beschluss zur Bewältigung der Corona-Krise ist sechs Seiten lang, nur sechs Zeilen befassen sich mit der Kinderbetreuung. Und es geht nur um die Vorschulkinder, nicht um die jüngeren.
Das ist enttäuschend. Vergessen wird, dass die Kleinen in ihrer Kita nicht nur gerne spielen, sie wollen ihre Neugier befriedigen, sie wollen etwas lernen. Sprachförderung ist ganz wichtig, auch das spielerische Erlernen von Fähigkeiten, die fürs spätere Rechnen und Schreiben grundlegend sind. Besonders die Kinder, die zu Hause weniger Anregungen erfahren, darunter solche, die dort nicht einmal Deutsch sprechen, profitieren vom Besuch einer guten Kita.
In Zeiten von Corona wird viel gejammert über verlorene Bildungschancen – bei den Schulkindern. Die frühkindliche Bildung steht hierzulande so gut wie nicht zur Debatte. Anderswo schon: Studien in Norwegen haben gezeigt, dass sich eine gute Kita bis weit ins Erwachsenenalter positiv auswirkt. In Norwegen wurden folgerichtig beim Rückfahren des Lockdowns die Kitas noch vor den Schulen geöffnet. Dort meint man es ernst mit den Kleinen, schon lange vor Corona. Die Skandinavier sind erheblich weiter als wir. In Schweden etwa muss eine angehende Vorschul-Lehrkraft ein dreijähriges Hochschulstudium absolvieren. Die Folge: bessere Bezahlung, vergleichbar der eines Grundschullehrers, und deshalb auch deutlich mehr Männer als bei uns, die sich für diesen Beruf entscheiden.
Die Zeiten, in denen bei uns Kitas vordringlich als Ort verstanden wurden, die den Müttern einen schnellen Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen, sind vorbei. Die Qualitätsdiskussion steckt allerdings noch in den Anfängen. Verbindliche Mindeststandards gibt es nicht. Die Milliarden des Gute-Kita-Gesetzes werden von den meisten Bundesländern, auch dem Saarland, nicht für einen besseren Personalschlüssel oder für die Ausstattung der Kitas genutzt. Sie sind kein Geschenk für die Kinder, sie sind eins für die Eltern, deren Kita-Beiträge reduziert werden. Hierzu der Leserbrief einer Mutter in der Zeit: „Warum diskutieren wir nicht mal darüber, welche riesigen Opfer die Kinder gerade bringen? Es kann doch nicht sein, dass die Kinder in dieser Krise keine Stimme haben, nur weil sie keine Wähler sind!“
Noch träumen wir von skandinavischen Verhältnissen. In Schweden und Norwegen kommen bei den Ein- bis einschließlich Dreijährigen 3 Kinder auf einen Kita-Lehrer oder eine Kita-Lehrerin, bei den Vier- bis Sechsjährigen 6 Kinder. Davon sind wir weit entfernt, mit gravierenden Folgen: Ein Viertel der Kita-Mitarbeiter steigt wegen der enormen Arbeitsbelastung während der ersten vier Arbeitsjahre aus.
Hier war die Welt noch in Ordnung – buntes Treiben in der Kita Hirzweiler/Welschbach, dem Kooperationspartner des TV Illingen.